Die Wirkung des Alkohols. Eine Lithografie zur Unterstützung der Abstinenzbewegung, Januar 1846 (Lithografie: Nathaniel Currier – public domain).

Hintergründe

Die Nachwirkungen des amerikanischen Bürgerkrieges waren noch deutlich zu spüren und die Whiskey-Branche wuchs rasant.

Die Zahl an Alkoholhändlern nahm gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark zu.

Gab es im Jahr 1864 etwa 80.000 Händler, die Alkohol verkauften, stieg diese Zahl in den folgenden zehn Jahren um mehr als die Hälfte auf 200.000 solcher Händler an. Gleichzeitig aber war die Branche kaum gesetzlich geregelt.

Die stark wachsende Branche und die wenigen gesetzlichen Regelungen führten zu den ersten Abstinezbewegungen.

Aus diesem unseligen Zusammentreffen heraus entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts eine starke gesellschaftliche Strömung, deren Ziele von Mäßigung bis zunehmend zu totaler Abstinenz reichten. Anti-prohibitionistische Stimmen wie die des Herausgebers des „Louisville Courier Journal“ wurden weniger und weniger, galten doch diese freigeistigen Ansichten mehr und mehr als politisch unkorrekt.


Anfang im Kleinen

Die „Anti-Saloon League“ kämpfte für die Abschaffung der Saloons.

Um 1900 hatten sich die meisten dieser kleinen Abstinenzbewegungen hinter die sogenannte „Anti-Saloon League“, gegründet 1883, gestellt, oder waren ein Teil von ihr geworden. Der Name leitet sich vom Ziel dieser Organisation ab: Ihre Mission war es, für die Abschaffung der Saloons zu kämpfen.

Die „Wine & Spirits Association“ stellte sich gegen die Abstinenzbewegungen.

Ihnen gegenüber stand die 1891 gegründete, sogenannte „Wine & Spirits Association“ (WSA), um der Propaganda der „Anti-Saloon League“ und der übrigen Abstinenzbewegungen entgegenhalten zu können.

In den Anfängen empfand man die Abstinenzbewegungen als nicht weiter bedrohlich – was wie sich zeigte fatale Folgen hatte.

Das im Nachhinein betrachtet größte Problem der Prohibitionsgegner allerdings war, dass viele der Brauereien und Destillerien die Bemühungen und den Einfluss der Abstinenzbewegung als nicht weiter bedrohlich empfanden. Anstelle also diese Bewegung und die tatsächlich zu klärenden Rechtsfragen ernst zu nehmen, steckte man sie leichter in die Schublade der Religionsfanatiker und dachte, wenn man sie lange genug ignorierte, würden sie wohl verschwinden. Und machte weiter wie bisher mit wie sich zeigen sollte, fatalen Folgen.

Drei Mitglieder der Abstinenzbewegung beobachten die Rückseite eines Saloons in Mount Vernon, Ohio während des Frauenfeldzuges von 1873 – 1874. (Foto: Ohio Historical Society – public domain)

 Erste Reglementierungsversuche und Gegenbewegung

New York erließ das Gesetz das Alkohol sonntags nur in Kombination mit einer Mahlzeit verkauft werden durfe.

Die meisten Saloons um die Jahrhundertwende waren raue, unreglementierte und oftmals gewalttätige Orte, die Schnaps, Bier und Wein an beinahe Jeden und Alle verkauften, unabhängig wie alt, wie betrunken, egal ob Tag oder Nacht. Man konnte dort Prostituierte kaufen, die Dienste von Söldnern oder Wahlstimmen. Zudem war gängige Praxis, Kontrollbeamte zu bestechen, um einen maßvollen Umgang mit Betreibern und Kunden sicherzustellen. Bestrebt, diese Praxis wenigstens für Sonntage einzuschränken erließ New York das Gesetz, dass Alkohol sonntags nur in Kombination mit einer Mahlzeit verkauft werden dürfe. Daraufhin stand in so mancher Bar so manchen Hotels ein Sandwich auf den Tischen, das vor sich hin verstaubte und niemals konsumiert wurde, der Alkohol wohl floss dabei unbeeindruckt weiter.

Einer der Wenigen, der diese Abstinenzbewegung als Gefahr erkannt hatte und sehr ernst nahm, war George Garvin Brown, Gründer des “Old Forester” und Mitbegründer der “Wine & Spirits Association” (WSA).

Das Büchlein „The Holy Bible Repudiates Prohibition“ enthält von Brown kommentierte Zitate aus der Heiligen Schrift, die sich positiv zu dem Konsum von Alkohol äußerten.

George Garvin Brown (Foto: Brown-Forman – public domain)

Für Brown, einen tief gläubigen Mann, dessen Zugehörigkeit zur Kirche durch die Tatsache massiv bedroht war, dass er von dem Geschäft mit Whiskey lebte, war klar, dass es nur religiöse Fanatiker sein konnten, die sich mit ihren wahnwitzigen Forderungen im Schoß der Kirche verstecken wollten. Aus dieser Überzeugung heraus zog er seine ganz eigenen Konsequenzen und brachte ein kleines Büchlein heraus mit dem Titel „The Holy Bible Repudiates Prohibition“.

Darin enthalten waren von Brown kommentierte Zitate aus der Heiligen Schrift, die sich positiv zu dem Konsum von Alkohol äußerten bzw. von Brown selbst dahingehend interpretiert wurden.

“The Holy Bible Repudiates Prohibition“ – eine Zusammenstellung aller Verse die die Wörter „Wein“ oder „starkes Getränkt“ enthalten und somit beweisen sollen, dass die Schriften den gemäßigten Gebrauch von alkoholischen Getränken loben und befehlen. (Autor: George Garvin Brown)

Die „Anti-Saloon League“

Die Anti-Saloon League ist ein Zusammenschluss von Organisationen mit dem Ziel das Alkoholproblem zu lösen.

Im Jahrbuch der “Anti-Saloon League aus dem Jahr 1910” findet sich folgende Erklärung des Generalsuperintendenten Reverend Purley A. Baker: „Die Anti-Saloon Liga“ ist genaugenommen keine Organisation. Sie ist –wie ihr Name es bereits sagt – eine Liga, ein Zusammenschluss von Organisationen. Sie ist eine vereinigte Kirche und unter allen Umständen loyal zu ihr. Ihre Anliegen verbreiten sich nur genauso schnell und reichen auch nur genau so weit, wie die dahinterstehende Kirche es zulässt. Sie ist nicht einfach dafür entstanden, eine kleine überschaubare Ansiedlung zu errichten, oder um die Verabschiedung einer Handvoll neuer Gesetzte zu begleiten, oder um einige hundert Saloons in einigen Städten schließen zu lassen. Dies Alles ist Bestandteil unserer Bestrebungen, aber es sind nur Meilensteine auf dem Weg zu unserem großen Ziel: die Lösung des Alkohol-Problems.“

Mit der Gründung der Anti-Saloon League im Jahr 1893 waren bis zum Jahr 1915 bereits 20 der Bundesstatten „trocken.“

Neben diesem Pamphlet finden sich in genanntem Jahrbuch Berichte über die Fortschritte, die die Liga im Sinne ihres Anliegens seit ihrer Gründung 1893 gemacht hatte. Bis zum Jahr 1909 waren mehr als 12.000 Saloons geschlossen worden, mehr als 40 Millionen Amerikaner lebten in Gegenden, in denen kein Alkohol verfügbar war, so dass bereits 1910 knapp die Hälfte der Vereinigten Staaten als “trocken” galt. In der Tat hatte zu dieser Zeit bereits beinahe jeder Bundesstaat eine eigene Form der Prohibition, manche im gesamten Bundesstaat, manche beschränkt auf größere Ortschaften, manche beschränkt auf bestimmte Bereiche in den Großstädten. Fünf Jahre später waren bereits dank der Bestrebungen der Liga 20 der Bundesstaaten „trocken“, und die nationale Prohibition begann, sich abzuzeichnen.

Die Whiskey-Branche nutzte ein Schlupfloch im Gesetz und verkaufte Alkohol per Post.

Während die Liga konstant Druck auf die Whiskey-Branche aufbaute, nutzte die eines der Schlupflöcher im Gesetz und verkaufte ihren Alkohol per Post. Dieses System hatte seinen Anfang mit Einführung der Flasche als Verpackungsmaterial für Whiskey bereits ab 1870 Einzug gehalten, aber erst mit Fuß fassen der Prohibitionsbewegungen schnellte der Umsatz, der auf dem Postweg gemacht wurde, steil nach oben.

1913 wurde ein Gesetz verabschiedet der den Versand von Whiskey in die „trockenen“ Bundesstaaten verbot.

Doch die Liga schaute auch hier nicht tatenlos zu, wie Gallone um Gallone Whiskey per Post in die durch harte Lobby-Arbeit „trockengelegten“ Staaten floss. Und so wurde 1913 der sogenannte “Webb Kenyon Interstate Liquor Act” verabschiedet, der den Versand von Whiskey in die „trockenen“ Bundesstaaten verbot.


Besiegelung der Prohibition

Als dann 1914 in Europa der erste Weltkrieg losbrach, und Präsident Woodrow Wilson am 6. April 1917 schließlich Deutschland den Krieg erklärte, folgten für die Whiskey-Industrie weitere Einbußen.

Im Jahr 1920 wurde mit der Unterzeichnung des „Volstead Acts“ die nationale Prohibition verabschiedet.

Um die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, wurde 1918 der sogenannte „Lever Food & Fuel Act“ verabschiedet, der das Brennen von Alkohol illegal machte. Nur etwas mehr als zwei Jahre später folgte am 17. Januar 1920 der sogenannte „Volstead Act“, im verabschiedet mit 287 zu 100 Stimmen, der eine nationale Prohibition möglich machte. Damit waren die Vereinigten Staaten von Amerika mit diesem Zeitpunkt offiziell „trocken“.

1933 kam es zum Ende der Prohibition

Gleichzeitig dazu formte sich die „Association Against the Prohibition Amendment”, gegründet von Brauern, Distillern und einer Reihe wohlhabender und einflussreicher Leute. Ziel war es, der Regierung immer wieder die eindeutigen Nachteile der Prohibition vor Augen zu führen, wie beispielsweise die fehlenden Steuereinnahmen, der Verlust des Marktes für die Farmer mit einem gewaltigen Getreide-Überschuss und nachfolgendem Preisverfall und der Wegfall von Arbeitsplätzen in diesen Bereichen. Diese Gründe waren es größtenteils auch, die 13 Jahre später zum Ende der Prohibition führen sollten.