50 Jahre lang war es vergleichsweise still um die GlenAllachie Destillerie, das Meiste ihres Whiskies fand seinen Weg in die Blends der „Chivas Brothers“ wie den „Passport“ oder den „100 Pipers“, nennenswerte Single Malt-Abfüllungen gab es nicht.
Diese gleichmütigen Zeiten endeten just im Juli 2017, als Billy Walker – der Mann, der bereits BenRiach, GlenDronach und GlenGlassaugh zu neuem Leben erweckt hat- GlenAllachie kaufte.
In einem ersten Schritt arbeiteten sich Walker und seine Leute durch die umfangreichen Lagerhäuser mit dem Ziel, der Brennerei ein charakteristisches Gesicht zu geben und zügig einen GlenAllachie Single Malt Whisky auf den Markt zu bringen.
Ende März war es soweit, Billy Walker verkündete im Zusammenhang mit dem diesjährigen 50. Geburtstag GlenAllachies das Erscheinen von sechs Einzelfassabfüllungen, Alle destilliert zwischen 1978 und 1991. Doch das soll nicht Alles sein, denn im Juni bereits erscheint das erste Kernsortiment: ein 10-, ein 12-, ein 18- und ein 25-jähriger GlenAllachie Single Malt, weitere Einzelfassabfüllungen sind ebenfalls bereits in der Planung, sowie mittelfristig sogar getorfter Whisky.
Wie schon BenRiach, GlenDronach und GlenGlassaugh, so ließ Walker die Gebäude GlenAllachies als allererstes mit einem frischen, neuen Farbanstrich versehen. Darüber hinaus drosselte er die Produktion von den bisher üblichen 4 Mio. L Alkohol jährlich auf 800.000 L und ließ die Fermentationszeit von 48 Stunden deutlich heraufsetzen auf jetzt 100 Stunden.
Walker sieht seine neueste „Mission“ insgesamt sehr entspannt, die Whisky-Branche mache es ihm mit ihrem aktuellen Aufschwung und der akzeptierten Experimentierfreudigkeit leichter als noch zu den Zeiten, als er BenRiach übernommen habe. Ganz so leicht wie bei GlenDronach, seinem „schlafenden Giganten“, wie er die Brennerei liebevoll bezeichnet und deren Whisky er in fünf, sechs Jahren in der oberen Hälfte der „Top Ten“ sieht, meint Walker, wird es für GlenAllachie dennoch nicht werden.
Insgesamt aber zieht Walker nach der Begutachtung der Lagerbestände eine positive Bilanz. Aktuell kümmere man sich darum, möglichst jedem Fass GlenAllachies gerecht zu werden, das richtige Holz für die Weiterentwicklung der Whiskies herauszusuchen, damit sich dieser für einen Speysider doch untypische Tropfen voll entfalten kann. Viel ehemaliges Pedro Xiemenez- und Oloroso-Eichenholz solle dabei zum Einsatz kommen, aber auch das ein oder andere Fass aus frischem Eichenholz, meinte Walker.
Da der Kauf neben der Destillerie und den umfangreichen Lagerbeständen auch die beiden Blended Whiskies „MacNair’s“ und „White Heather“ beinhaltet hat, wird Walker sich auch um diese Beiden kümmern und sie weiterentwickeln. So wird der „MacNair’s“ als deutlich getorfter Blend in einer zwölf und einer 21 Jahre alten Version neu aufgelegt, der „White Heather“ soll als 21-jähriger Blended Whisky im gehobenen Segment platziert werden.
Ihm gehe es in erster Linie um Charakter und um Klasse, nicht um Masse, meinte Walker dazu, auch wenn diese sich zu Entwickeln bestimmt das eine oder andere Jahr brauchen werde.